Mittwoch, 11. Dezember 2019

SV23-24 - Rückreise & Fazit



Hier die Bilder der Heimreise von Brasilien zurück nach Hamburg, danach folgt wie üblich das ausführliche Fazit zur Reise.

Bei bedecktem Himmel ging es gestern Vormittag zunächst per Taxi von unserem Hotel zum Busbahnhof in Santos (7 km für 30 Real, ca. 7 €) und von dort in knapp 2 h per Bus direkt zum Flughafen Guarulhos bei São Paulo (etwa 100 km, mit Cometa für 36.60 Real, ca. 8.50 €).


Letzter Blick vom Hotel zum Strand (9 Uhr; 10.12.19)



Im Taxi zum Busbahnhof (9:30-10 Uhr; 10.12.19)







Im Bus zum Flughafen (10:40-12:35 Uhr; 10.12.19)

Am Nachmittag regnete es dann heftig, so dass sich der für 16:40 Uhr geplante Abflug um eine gute Stunde verspätete (mit TAP Air Portugal).














Von São Paulo nach Lissabon (in 9:05 h Flugzeit)

Am Flughafen in Lissabon wurde es dann etwas hektisch, da wir durch die Verspätung und einen recht langen Bustransfer vom Flieger zum Terminal nur noch etwa 20 min bis zum Ende des Boardings hatten, aber durch vehementes Vordrängeln an der Pass- und der erneuten Sicher­heitskontrolle haben wir beide unsere jeweiligen Anschlussflüge gerade so noch erreicht.







Von Lissabon nach Hamburg (in 2:40 h Flugzeit)

Fazit: eine schöne Reise – mit kleinen Mängeln.

Obwohl ich kein Freund des Massentourismus bin und eine Kreuzfahrt unbestritten dazu gehört, finde ich diese Art des Reisens überraschend erträglich und angenehm, da man durchweg seine Freiheiten hat – anders als etwa bei Gruppen-Rundreisen, wo man täglich vorgegeben bekommt, wann man aufzustehen hat, welche Sehenswürdigkeiten man sich wie lange ansehen darf, wann Essenspausen sind etc. – all das hat man bei einer Kreuzfahrt nicht (sofern man keine organisierten Ausflüge mitmacht). Deswegen halte ich es wohl auch ganz gut 3 Wochen auf so einem Schiff aus, eben weil man trotz der Massen 24 h am Tag individuell entscheiden kann, wie man sie verbringt, auch bzw. gerade an Seetagen, wo man nicht schon früh aufstehen "muss", weil man möglichst viel Zeit an Land verbringen oder gar noch das Einlaufen in einen neuen Hafen mit­erleben möchte.

Apropos Massen: die MSC Seaview ist das größte Schiff, auf dem ich bislang war, entsprechend sind die rund 4000 Passagiere an Bord auch mein bisheriger Rekord – und trotzdem "merkt" man diese Masse an Menschen nicht, da sie sich stets gut auf den 15 (zugänglichen) Decks verteilen, selbst an den sonnigen Seetagen waren die Außendecks nie überlaufen; auch beim Ver­lassen des Schiffs oder der Rückkehr gab es (außer auf Teneriffa) kaum Schlangen.



Ob also 4000 oder "nur" 1000 Passagiere (wie zuletzt auf der AIDAvita), macht durch die ange­passte Schiffsgröße fast keinen spürbaren Unterschied. Entscheidender ist wohl, ob eine Fahrt ausge­bucht ist oder nicht, und gerade die Transatlantikfahrten sind es ja meist nicht (so dass diese zu deutlich vergünstigten Preisen angeboten werden), womit man in den Genuss von gleich 2 Vor­teilen kommt.
Die MSC Seaview war mit knapp 4000 Passagieren (bei 2066 Kabinen) für eine Positionierungs­fahrt gut ausgelastet, da man zahlreiche Kabinen jedoch auch mit 3 oder 4 Personen belegen könnte, ist sie erst mit einer Passagier­zahl von 5330 maximal ausgebucht, dann ist es an Bord sicherlich auch gefühlt wesentlich "voller".

Zu weiteren allgemeinen Vor- und Nachteilen einer Kreuzfahrt habe ich ja schon bei vorherigen Reisen einiges geschrieben, siehe hierzu z.B. die Einträge von 2018 oder auch 2016.



Zum Schiff:
Die MSC Seaview hat mir – rein optisch – ziemlich gut gefallen, das ungewöhnliche Heck mit den beiden Panorama-Aufzügen und der Bridge of Sighs finde ich sehr gelungen, und auch die Innen­bereiche sind äußerst ansprechend gestaltet, nicht zuletzt das 4 Decks umfassende Atrium.
Im Theater hat man von nahezu jedem der 930 Sitzplätze einen guten Blick zur Bühne, die beiden Buffet-Restaurants waren nicht ganz so "kantinenartig" wie auf anderen Schiffen, und die fast durchgängige Promenade auf Deck 8 (Waterfront Boardwalk) ist besser genutzt als üblich.

Leider habe ich aber auch einige Kritikpunkte an der hübschen MSC Seaview:

Außer vom (für den "normalen" Kreuzfahrer nicht zugänglichen) MSC Yacht Club kann man nirgends vom Schiff aus ungehindert nach vorne schauen, so fehlt einem etwa beim An-/Ablegen oder beim Sonnenauf- bzw. -untergang manchmal der entscheidende Bildausschnitt. Durch das "überhängende" Promenadendeck (8) ist zudem auch der Blick etwa von Deck 16 direkt nach unten zur Kaikante versperrt.



Es gibt so gut wie keinen Bereich auf dem Schiff, wo man "in Ruhe", also ohne (nervige) Hinter­grund­musik, sitzen kann (mal ganz abgesehen von den auf dieser Route überall präsenten, lautstarken Brasilianern). Zudem hört man fast auf dem gesamten Sonnendeck (19) eine laute Klingel, die etwa alle 30 sec für 10 sec den großen "Wasserfall" des Aquaparks ankündigt bzw. begleitet, was ich als recht unangenehm empfand, so dass ich mich dort leider keine 5 min lang aufhalten wollte.

Auch im Inneren des Schiffes gibt es fast keinen Ort, wo man tagsüber mal "seine Ruhe hat" (wie etwa die häufig ungenutzte Pigalle Lounge auf der MSC Poesia), lediglich im Bereich der Spezialitäten-Restaurants auf Deck 16 ist man nachmittags teilweise komplett für sich alleine, wobei leider auch hier stets leise Hintergrundmusik dudelt.



Auf älteren MSC-Schiffen (wie z.B. der MSC Armonia) kann man zumindest am Heck "in Ruhe" auf das Meer schauen, die MSC Seaview bietet den Blick zur Heckwelle ja nur von den Decks 7 und 16, wo von "Ruhe" nur selten die Rede sein kann; außerdem schaut man hier, wie auch überall sonst auf dem Schiff, im Sitzen stets durch eine Glasscheibe gen Meer, was ich ebenfalls etwas unschön finde.

Als letzten Kritikpunkt möchte ich die Aufzüge erwähnen, die aus meiner Sicht – kurz gesagt – eine Katastrophe sind!
Anders als üblich muss man (außer bei den beiden Panorama-Aufzügen am Heck) vor der Fahrt außen auf einem Touchdisplay wählen, in welches Stockwerk man möchte, und bekommt dann angezeigt, welchen Aufzug (von 4) man nehmen muss; im Inneren der Kabine sind konse­quen­ter­weise keinerlei Tasten zum Wählen des Fahrtziels angebracht. Was auf den ersten Blick innovativ klingt, ist in der Praxis jedoch alles andere als praktisch.



Da sich außen über den Aufzügen keine Anzeigen befinden, wo sich welcher Aufzug gerade befindet und in welche Richtung er fährt, ist es unmöglich abzuschätzen, ob ein Aufzug gleich kommt oder man doch zu Fuß vielleicht schneller wäre. Ebenso blöd: ist ein Aufzug zufällig gerade schon da, kann man nicht "schnell noch reinspringen", weil man gar nicht weiß, in welche Richtung er fährt und ob er dort hält, wo man hin will; man muss also erst zum Touchscreen gehen und sein Ziel wählen – bis dahin ist der Aufzug aber meist schon weg, dabei wäre es vielleicht genau der richtige gewesen. Umständlich ist auch, dass wirklich jeder Neuankömmlig drücken muss – beim her­kömm­lichen System drückt lediglich der erste und alle anderen sehen, dass schon gedrückt wurde.

Das Konzept mag originell sein und praktisch für denjenigen, der nicht in Eile ist bzw. nicht gerne selber denkt, führt aber letztlich zu wesentlich längeren Wartezeiten, was ich keine besonders positive Errungenschaft finde – möglicherweise mitbedingt durch eine schlecht programmierte Software zur Koordination der Aufzüge, da definitiv nicht jeder Aufzug, der am eigenen Stockwerk vorbeifährt, dort auch hält.
Über die ungewöhnlich langen Wartezeiten habe ich an Bord mehrfach Klagen gehört, und auch öfters miterlebt (bzw. selbst praktiziert), dass man in einen bereitstehenden Aufzug auch ohne vorherige Auswahl schnell noch zusteigt, in der Hoffnung, er wird einen schon in die Nähe seines Ziels bringen – Hauptsache, man muss nicht erst noch lange auf den nächsten Aufzug warten ...



Es gibt aber auch noch Positives zu berichten: durchweg freundliches Personal, im Vergleich zu vorherigen Fahrten fand ich das Essen insgesamt etwas schmackhafter (und wärmer), auch ist das tägliche Bordprogramm mit deutlich weniger Rechtschreibfehlern aufgefallen als sonst, wobei manche Formulierungen weiterhin sehr holprig ins Deutsche übersetzt wurden; auch stand während der Atlantikquerung unverändert "18-22 Grad" als Tagestemperaturangabe, was ganz offensichtlich nicht stimmte, ebenso war bei den Angaben zu Sonnenauf- und -untergang teilweise vergessen worden, die Zeitverschiebung mit zu berücksichtigen.
Auch schön: die Benutzung der Wasserrutschen oder des Billard-Tisches war gratis, lediglich mit Zip-Line, Bowling-Bahn und F1-Simulator wurden zusätzliche Einnahmen generiert.

Zur Kabine:
Unsere Innenkabine (14201, siehe SV01) war recht geräumig, und anders als bei vorherigen Fahrten hat diesmal auch das WLAN in der Kabine problemlos funktioniert, schön. Etwas unpraktisch war der seitlich von beiden Betten angebrachte Fernseher, zudem waren die beiden Beistelltischchen deutlich kleiner als üblich. Das linke Bett hatte keinerlei Steckdose in der Nähe, auch der USB-Anschluss am Lichtschalter (etwa zum Laden des Handys) fehlte ausgerechnet dort (anders als beim zweiten Bett). Im Badezimmer ist man im Sitzen mit dem Knie seitlich an den Unterschrank vor einem gestoßen, das war bislang noch auf keinem anderen Schiff so und sollte bei einem so modernen Schiff eigentlich nicht sein.



Die Klimaanlage sorgte an den Betten für einen konstanten, lästigen Luftzug, der sich aber zum Glück durch das Anbringen eines Handtuches an der Kabinendecke umleiten ließ. Inakzeptabel dagegen war, dass Mitte der zweiten Woche plötzlich ein Zigaretten-Geruch über die Lüftung ins Zimmer kam, der sich auch vom Personal nicht abstellen ließ, so dass als einzige Lösung ein Wechsel der Kabine blieb, was uns immerhin ohne lange Diskussion ermöglicht wurde.
Die neue Kabine (14163, siehe SV10) war sogar noch etwas geräumiger, insb. das Badezimmer, da sie für Rollstuhlfahrer konzipiert war; die (anders angebrachte) Klimaanlage erzeugte auch keinen unangenehmen Luftzug, war dafür aber, vor allem im Bad, deutlich lauter.

Bei der Einschiffung fanden wir diesmal übrigens tatsächlich (wie bei der Buchung angegeben) Einzelbetten vor, zum ersten Mal bei 5 Fahrten mit MSC – ob absichtlicht oder zufällig, bleibt offen.

Zur Route:
Mit einer Reise nach Brasilien kann man wohl kaum etwas falsch machen, zumal wir (mal wieder) an fast allen Orten sowie auch während der 5 Seetage auf dem Atlantik bestes Wetter hatten, selbst im Mittelmeerraum hatten wir viel Sonne, was im November sicher keine Selbstverständlichkeit ist. Mein erstmaliger Besuch von Palermo hat mir sehr gut gefallen, Rom ist immer eine Reise wert, und Rio sowieso. Die abschließenden 4 Tage in Santos waren auch diesmal ein schöner (individuell organisierter) Ausklang der Reise.



Einziger Haken an der Route: etwa 80 % der Passagiere kamen aus Brasilien, was sich vor allem an deren Lautstärke (negativ) bemerkbar machte. Gerade in den Restaurants (insb. beim Frühstück) fand ich die Geräuschkulisse manchmal nahezu unerträglich, selbst im Bedienrestaurant, obwohl wir mit 21:45 Uhr schon die späteste Zeit hatten und es da nur halb voll war. Brasilianer reisen offenbar gerne in Gruppen, entsprechend sitzen häufig 4-8 Personen an einem Tisch zusammen, und da sich davon selten nur 2 Personen miteinander unterhalten, führt dies zwangsläufig zu einem lauten Geplapper, was man auch aus 10 Metern Entfernung meist noch bestens hört. Auch außerhalb der Restaurants war es daher nicht leicht, einen halbwegs ruhigen Ort zu finden (abgesehen von der ohnehin schon erwähnten "Musikproblematik").

Fazit vom Fazit:
Auch wenn ich die MSC Seaview auf den ersten Blick sehr attraktiv fand, werde ich aufgrund der genannten Kritikpunkte am Schiff zukünftig wohl eher wieder auf kleineren bzw. älteren Schiffen unterwegs sein, die neben "normalen" Aufzügen in der Regel auch mehr Möglichkeiten bieten, "in Ruhe" aufs Meer (bzw. beim Ein-/Auslaufen auf die jeweilige Stadt) zu schauen, worauf ich beim Kreuzfahren ja mehr Wert lege als auf die ganzen Bespaßungsmöglichkeiten an Bord.



Der obligatorische Blick auf die Reisekosten:
Zu den 499 € für die Kreuzfahrt (inkl. Vollpension) kamen weitere 101 € an Bord hinzu (117 € für WLAN (6 GB), 3.34 € für eine 1-l-Flasche Wasser, 1 € Unicef-Spende, 30 € Trinkgelder, 50 € Gut­schrift für den aus­gefallenen Halt in Málaga), 371 € für An- und Abreise (65 € Flug nach Bergamo, 20 € Bus & Bahn nach Genua, 12 € Taxi & Bus von Santos nach São Paulo, 274 € Rückflüge), 130 € CO2-Kompen­sa­tion für Flüge und Kreuzfahrt (siehe SV00), 48 € Eintritte, Busse & Ausflüge (nach Rom, in Palermo, Valencia, Salvador und Rio), 98 € Hotelkosten (37 € in Genua, 61 € in Santos) plus 4 € Taxi zum Hotel am Tag der Ausschiffung sowie 18 € Verpflegung in Santos machen zusammen 1269 €.
Anders zusammengefasst: 1008 € für die Kreuzfahrt inklusive An- und Abreise sowie allen Ausgaben an Bord, 48 € für Sightseeing & Transport an Land, 83 € für die 4 Tage Verlängerung in Santos sowie 130 € CO2-Kompensation ergeben etwa 50 € für jeden der insgesamt 25 Reisetage.



*** Labels: Sao Paulo

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